Tag der Städtebauförderung in Hallstadt: Historisches Erbe trifft nachhaltige Architektur

Im Rahmen des Tags der Städtebauförderung standen am Freitag, 9. Mai, das prachtvoll sanierte Mainschlösschen sowie das historische „steinerne Haus“ in der Mainstraße 48 im Fokus eines vielseitigen Rahmenprogramms in Hallstadt. Bürgerinnen und Bürger erhielten dabei nicht nur spannende Einblicke in die Vergangenheit, sondern auch in innovative Ideen für ein nachhaltiges Bauen von morgen – mit Naturstein als Schlüsselmaterial der Zukunft.

Das Mainschlösschen – ein „ausgezeichnetes“ Beispiel für gelungene Restaurierung

Der berühmte fränkische Baumeister Balthasar Neumann errichtete 1735 aus einem bestehenden Gärtnerhaus für den Hofkammerpräsidenten Carl von Ostein das Hallstadter Mainschlösschen, wie wir es heute kennen. In späteren Jahrhunderten wurde das Haus den Bedürfnissen der wechselnden Besitzer angepasst. Decken und Wände wurden eingezogen, Fenster wurden zugemauert.

2017 erwarb die Musikerfamilie Strauss-Orlovsky das Schlösschen und stellte den barocken Bauplan wieder her. Durch die behutsame und denkmalgerechte Restaurierung konnten die originalen, barocken Türanlagen, das historische Treppenhaus und die Fenster mit mundgeblasenem Glas aus den Werkstätten Balthasar Neumanns erhalten werden.

Für die Sanierung erhielt die Familie im Jahr 2023 den Denkmalpreis des Bezirks Oberfranken. Im prunkvollen Saal des Mainschlösschens finden heute regelmäßig Konzerte und Trauungen statt, sodass dem Gebäude inzwischen auch ein öffentlicher Nutzen zuteilwird.

Führungen gaben einen Blick hinter die Kulissen

Interessierte Bürgerinnen und Bürger bekamen am Freitag, 9. Mai, die Gelegenheit, im Rahmen des Tags der Städtebauförderung an einer spannenden Führung teilzunehmen und die alten Gemäuer von innen kennenzulernen. Die rund 75-minütige Führung fand in Form eines Rundgangs statt, der im Mainschlösschen begann und anschließend in die Mainstraße 48 weiterführte. Dort steht eines der ältesten Gebäude des Landkreises Bamberg, das jüngst Teil eines besonderen Architekturwettbewerbs mit dem Titel „Das steinerne Haus“ geworden war. Das leerstehende Gebäude soll in der Zukunft saniert werden und einer sozialen Nutzung dienen.

Stein für Stein in die Zukunft – junge Architektur trifft auf alte Substanz

In Kooperation mit dem Bamberger Natursteinwerk und dem Fachbereich „Entwerfen und Industrielle Methoden der Hochbaukonstruktion“ der Technischen Universität Darmstadt, unter der Leitung von Prof. i.V. Dipl.-Ing. Martin Baur und Dipl.-Ing. Florian Latsch, wurde Ende vergangenen Jahres ein Ideenwettbewerb ausgelobt, an dem insgesamt 28 Studierende ein Semester lang teilnahmen. Ziel war es, ein architektonisches Konzept für ein zukunftsfähiges Gebäude in massiver Natursteinbauweise unter Einbeziehung der realen Bedingungen zu entwickeln.

Die komplexe Aufgabe zwang die Studierenden, innovative Ansätze und gewagte Konstruktionen zu erarbeiten. Die vielversprechendsten Arbeiten konnte anschließend mit Preisgeldern durch die Stadt Hallstadt gewürdigt und im Rahmen des Tags der Städtebauförderung ausgestellt werden. Sie stehen exemplarisch für die Möglichkeiten einer ökologisch verantwortungsvollen Stadtentwicklung und zeigen, wie Städtebauförderung aktiv zum Klimaschutz beitragen kann.

Naturstein als Baustoff der Vergangenheit und Zukunft

Hermann Graser, Geschäftsführer des Bamberger Natursteinwerks und Präsident des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV), setzt sich bundesweit dafür ein, Naturstein wieder als tragenden, strukturellen Baustoff zu etablieren – nicht nur als dekoratives Element. Sein Engagement basiert auf einer klaren Vision: Um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, muss die Bauwirtschaft grundlegend dekarbonisiert werden. Denn der Gebäudesektor ist für rund 38 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich.

Aktuell dominieren energieintensive Materialien, wie Beton und Stahl, den Bausektor – mit erheblichen ökologischen Konsequenzen. Naturstein hingegen bietet als regionale, natürliche und dauerhafte Ressource eine nachhaltige Alternative. Er ist seit Jahrmillionen in der Natur vorhanden, benötigt keine energieaufwändige Herstellung und weist eine extrem lange Lebensdauer auf. Bereits seit Jahrtausenden dient er dem Bau von Gebäuden, die bis heute Bestand haben. Doch im Zeitalter fossiler Energieträger wurde er zunehmend durch künstliche Baustoffe verdrängt – und seine strukturellen Möglichkeiten werden heute kaum noch genutzt.

Ein Brückenschlag zwischen Baukultur und Klimaschutz

Hallstadts erster Bürgermeister Thomas Söder führt dazu aus: „Die beispielhafte Restaurierung des Mainschlösschens und die innovative Auseinandersetzung mit dem steinernen Haus zeigen eindrucksvoll, wie historisches Erbe und moderne, nachhaltige Architektur Hand in Hand gehen können. Während das Mainschlösschen mit viel Fingerspitzengefühl wieder zum Leben erweckt wurde und heute kulturellen wie öffentlichen Mehrwert bietet, weist das Architekturprojekt rund um das steinerne Haus den Weg in eine verantwortungsvolle Zukunft des Bauens. Wer sich auf bewährte, umweltfreundliche Materialien besinnt und gleichzeitig neue, innovative Baukonzepte erarbeitet, legt das Fundament für eine resiliente und klimagerechte Stadtentwicklung – und damit für die Architektur von morgen.“